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  • AutorenbildCatalina

Willkommen in Mexiko: Der erste Streich


Flugzeug

 

Flughafenshuttle Innsbruck-München, irgendwann mitten in der Nacht. Ich warf einen Blick in den Wagen, während der Fahrer mein Gepäck in den Kofferraum hievte. Zwei junge Herren fläzten bereits bequem auf den einzigen Fensterplätzen, und so blieb für mich nur der wenig umkämpfte mittlere Sitz. Einigermaßen genervt verdrehte ich mein inneres Auge. Immerhin war die Langstrecke bereits eingecheckt, und die zwei Stunden zum Flughafen würde ich hoffentlich überstehen. Noch während meines Versuches, mich still davon zu überzeugen, dass das jetzt also halb so schlimm wäre, hob einer der beiden Mitreisenden seinen Kopf vom Fensterglas und lächelte schlaftrunken. 


– Wohin geht's? 

– Ich fliege nach Mexiko. 

– Echt? Ich auch! Über Frankfurt?

– Ja.

– Ich auch! Wir lachten.


Auf halber Strecke hielten wir an einer Raststätte. Die Pinkelpause war derart kurz anberaumt, dass ich mich anstelle eines Toilettengangs für drei Züge an einer hektisch gedrehten Zigarette entschied. Die Türen des Wagens waren geöffnet, und gerade, als ich zum letzten tiefen Zug ansetzte, tönte es aus dem Autoradio: Mexicoooo, Mexicoooo. Ich schmunzelte ungläubig. Was sollte da noch schiefgehen, wenn uns selbst der heimische Radiogott derart wohlgesonnen war?


Nachdem wir unser Gepäck am Automaten abgegeben hatten, tranken Raphael, mein neuer junger Freund mit demselben Flugziel, und ich einen Kaffee, unterhielten uns über Zurückliegendes, Bevorstehendes, Lateinamerika. Gemeinsam standen wir in der Security-Schlange, warteten, suchten unser Abflug-Gate, warteten, stiegen ins Flugzeug, warteten, eilten in Frankfurt zum Anschlussflug und warteten einmal mehr, bis wir endlich in der Maschine saßen, die uns über den großen Teich nach Cancún befördern würde. Das Bodenpersonal hatte uns für ein Paar gehalten, und weil die Economy-Class überbucht gewesen war und Raphael am Schalter ein Upgrade erhalten hatte, fanden wir uns nun nebeneinander auf Economoy-Plus-Plätzen wieder. Inklusive Aperitif, Flachbildschirm und Beinfreiheit. Mexicooo, Mexicooo. 


Zweimal Hähnchen mit Reis, drei Spielfilme, vier Dosenbiere und viele Stunden Halbschlaf später leuchtete uns beim Landeanflug das türkisblaue Meer der mexikanischen Karibik entgegen. Gepäckband, Passkontrolle, Visum. Und als sich endlich die automatischen Türen des Terminal-Ausgangs öffneten, schlug uns die subtropische Hitze Cancúns unerbittlich in die von Erschöpfung gezeichneten, aber zufriedenen Gesichter. Wir waren angekommen.


Ein Dos Equis, bestellt in holprigem Spanisch. Hatte ich wirklich so viel vergessen, dass ich beim Kellner mehrmals nachfragen musste, als er mir erklärte, wie viel ich bezahlen sollte? Meine unbeholfene Rechtfertigung, dass er ja gar nicht wie ein Mexikaner klinge, bedachte er mit einem argwöhnischen Stirnrunzeln. Ich erhöhte das Trinkgeld und schlich beschämt von dannen.


Ich hatte diese Sprache doch einmal fließend gekonnt, inklusive hiesigem Akzent. War die Österreicherin gewesen, die Mexikanisch spricht. Die ewige Sag-mal-Was. Aber gut. Hier saß ich nun also auf meiner schwarzen Reisetasche und stieß mit Raphael auf den Urlaubseinstand an, bevor dieser sich mit einer festen Umarmung verabschiedete und in Richtung seiner Unterkunft aufbrach.


Zurück in Mexiko. Meinem Mexiko, das vor vielen Jahren für einige Zeit zu meiner zweiten Heimat geworden war. Den Transfer zum Hostel auf Holbox, jener Karibikinsel, die auf Bildern so paradiesisch anmutete und die ich während meiner letzten Reise nach Lateinamerika, ich war Mitte zwanzig gewesen, nicht besucht hatte, hatte ich bereits vorab gebucht. Ich konnte den Sammelpunkt nicht finden, hielt Ausschau nach Hilfe – und ab da nahm das erste Übel seinen Lauf.



Du willst wissen, wie Catalinas Abenteuer weitergeht? Hier entlang zum zweiten Streich

 

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